Schon öfter votierte ich in Diskussionen rund um größere Web-Projekte Kunden gegenüber kontra Hover-gesteuerte Benutzerführungen. Meine Gründe für die Ablehnung von »Hover« als gestaltende Steuerung sind vielfältig:
- Die überraschenden Effekte, wenn man »nur mal schnell mit der Maus da rüber fährt« um etwas ganz anderes zu tun, aber durch das überstreichen (hovern) Aktionen auf der Website unabsichtlich auslöst. Vor allem unerfahrene Benutzer sind dann irritiert – zu Recht, denn die typischen Betriebssysteme (Windows, Mac OS X, Gnome/KDE) erziehen zum »zeigen und klicken«, d.h. ein Klick löst eine Aktion aus, nicht ein überstreichen.
- Für Hardcore-Nutzer sind Hover-Effekte schwer per Tastatur zu steuern, gleiches gilt für Leute mit Einschränkungen, seien sie durch Eingabegeräte vorgegeben oder körperlich bedingt. Grafik-Tabletts kennen ein »Hover« seltenst, und ein »überstreichen« ist auch nur bei relativer Mauszeiger-Positionierung gut zu handhaben, nicht bei absoluter. Auch mit Kopfmäusen ist ein »Hover« schwer in den Griff zu bekommen.
- Geräte wie das iPhone sind durch ein Touchdisplay zu steuern – auch dieses kennt, wie die meisten Grafik-Tabletts, natürlich kein »Hover«, da man nicht mit dem Finger über dem Display schwebend steuern will. Die Wahrscheinlichkeit der ungewollten Fehlbedienung wäre sehr hoch.
In den genannten Diskussionen hörte ich öfter ein »ja, schon« auf meine Einwände und Alternativ-Vorschläge, wie die Bedienung erfolgen könne. »Aber wer hat schon ein Grafik-Tablett« oder »niemand surft ernsthaft mit dem iPhone«, eventuell garniert mit »Tablet-PCs haben sich nie durchgesetzt«.
Die Summe meiner Argumente war zwar stark, das einzelne Argument für sich alleine war aber in den Augen vieler Kunden schwach.
Ich denke, dass mit dem neuen iPad von Apple die allgemeine Akzeptanz des Arguments »hover ist raus« nun steigt. Danke, Apple.